vermischtes

Hier erfahren Sie mehr über meine veröffentlichten Kurzgeschichten aus dem 'normalen' Leben.

NEU: Eine neue Welt, in: Mit 50 ist alles anders, net-Verlag, Chemnitz, 2021

 

Inhalt: Als Utes Mann Hartmut ihr zu ihrem 50. Geburtstag ein Festessen gibt, das aus lauter Speisen besteht, die sie nicht mag, reicht es ihr. Sie lässt sich scheiden. Aber was nun? Einen neuen Mann will Ute nicht, auch keine Weltreise machen. Erst als Ute ihre Tante Bruni wiedersieht, nimmt ihr Leben eine völlig unerwartete Wendung.

 

Anfang: "An Utes 50. Geburtstag fuhr Hartmut mal wieder ganz groß auf. Er hatte Freunde und Familie in ein erlesenes Restaurant eingeladen. Es gab ein Fünf-Gänge-Menü: Lachstartar, Gänseleber, Champagnersorbet, Rehrücken und eine Kreation aus Fruchteis.

Das Menü hatte er Ute vorher nicht verraten. Es sollte eine Überraschung sein. Dabei hatte er wohl einfach übersehen, dass sie das alles nicht besonders mochte.

Obwohl inmitten ihrer Freunde und Verwandte, fühlte Ute sich nicht wohl Es kam ihr vor, als schirme eine dicke Wand sie von allen ab. Sie versuchte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, spürte jedoch, dass es ihr nicht so recht gelang. Niemandem schien es aufzufallen." 


Waldnutzung, in: Christoph-Maria Liegener (Hrsg:): 6. Bubenreuther Literaturwettbewerb 2020, tredition, Hamburg, 2020, www.tredition.de

 

Inhalt: Die  fesche Grundschullehrerin Marie bringt dem stillen Klaus aus dem Naturschutzverein bei, dass man den Wald auch noch für etwas anderes nutzen kann, als für die Forstwirtschaft.

 

Anfang: "Man wunderte sich im Naturschutzverein des Örtchens nicht schlecht. Die fesche neue Grundschullehrerin Marie Schneider erwählte sich ausgerechnet den stillen Klaus Baur, ihr etwas über den Wald zu erzählen, was sie im Unterricht verwenden konnte.

Sie verabredeten sich für Samstag auf dem Wanderparkplatz und liefen ein Stück, bevor Klaus begann. „Eigentlich müsste es ja Forst heißen und nicht mehr Wald. Immerhin gibt es die moderne nachhaltige Forstwirtschaft schon seit dem 19. Jahrhundert.“

„Wie unromantisch“, maulte Marie."


Der Lebensretter,  in: Friseurgeschichten, net-Verlag, Chemnitz, 2020, www.net-verlag.de

 

Inhalt: Eine Frau geht nicht gerne zum Friseur. Das ändert sich erst, als sie Kundin des jungen Kaya wird. Dem gelingt es, ihr  durch seine Frisurenkreationen Seiten von sich zu zeigen, von denen sie selbst nichts geahnt hat. Schließlich hilft er ihr so durch eine Lebenskrise.

 

Anfang: "Ich gehöre einer Minderheit an. Ich bin eine Frau, die nicht gern zum Friseur geht. Am Kopf bin ich sehr empfindlich. Das Zupfen und Ziepen an meinen Haaren nervt mich. Es ist eine Qual. Wenn aber das Schneiden endlich erledigt ist, und ich denke, jetzt ist es gleich vorbei, kommt noch stundenlanges Haareföhnen. Eine wahre Geduldsprobe. Für mich rangiert ein Besuch beim Friseur gleich nach einer professionellen Zahnreinigung beim Zahnarzt.

In der Kundenkarteikarte bei meinem Friseur steht, dass das Personal nicht mit mir reden soll. Ich will meine Ruhe haben. Anders als anderen Frauen liegt mir nichts daran, mit meinem Friseur zu reden. Klatsch und Tratsch verabscheue ich. Und meine persönlichen Angelegenheiten verbreite ich schon gar nicht."

 


Moderne Zeiten, in: Christoph Maria Liegener (Hrsg.): 4. Bubenreuther Literaturwettbewerb 2018, tredition, Hamburg, 2018, www.tredition.de

 

Inhalt: Max weiß nicht, wer seine wirkliche Mutter ist. Als er ins Gymnasium kommt, wird die Frage drängend. Doch Wolfgang, der Vater von Max, kann sich auch nicht mehr erinnern. Drei Frauen kommen infrage. Werden sie die richtige finden?

 

Anfang: „Der Schlamassel begann, als Max ins Gymnasium kam. Der Lehrer fegte herein und schlug das Klassenbuch auf. „Abel, Max“, stieß er hervor. Max meldete sich vorsichtig. Dass er auch immer der erste im Alphabet war! „Beruf des Vaters?“ „Journalist.“ „Beruf der Mutter?“ Max zögerte. Noch nie hatte ihn jemand nach dem Beruf seiner Mutter gefragt. Seine derzeitige Mutter Marie war Hebamme. Aber dies hier war immerhin das Gymnasium. Da wollte man doch sicher den Beruf seiner richtigen Mutter wissen. Der Lehrer wiederholte ungeduldig. „Beruf der Mutter?“ Max schwieg. „Hör mal, wenn deine Mutter für die Kinder sorgt und den Haushalt schmeißt, heißt ihr Beruf ‚Hausfrau‘.“ „Hebamme“, gab Max nach. Auf dem Heimweg von der Schule gesellte sich Adrian, einer seiner neuen Schulkameraden, zu Max. „Deine Mutter ist also Hebamme?“ Adrian hatte wohl irgendwie Lunte gerochen. Max nickte resigniert. „Wie alt ist sie?“, wollte Adrian wissen. „23.“ Adrian lachte verblüfft auf. „Dann war sie also zwölf, als sie dich zur Welt gebracht hat?“ Max blieb stehen. „Sie ist nicht meine richtige Mutter. Sie ist die Frau, mit der mein Vater zusammenlebt.“ „Und wer ist deine richtige Mutter?“ Max zuckte mit den Schultern. „Weiß ich nicht.“

 


In der Puppenstube, in: Schwäbisch-kriminelle Weihnacht, 24 Krimis, 30 Rezepte, Wellhöfer Verlag, Mannheim, 2017, www.wellhoefer-verlag.de

 

Inhalt: Frauke und Leopold sind frisch verheiratet. Sie ziehen zu den Eltern des Ehemanns nach Tübingen. Frauke hofft auf das Glück in einer neuen Familie. Doch die Schwiegermutter Grete beginnt, Frauke zu schikanieren und ihr die Hölle auf Erden zu bereiten.  Bei Leopold findet Frauke kein Verständnis. Und so wälzt sie schon bald Mordgedanken. Aber wird sie sie auch in die Tat umsetzen?

 

Anfang: "Leopold machte eine ausholende Geste, als wolle er Frauke den Marktplatz zu Füßen legen. „Siehst du, Kitz, der Tübinger Weihnachtsmarkt ist etwas ganz Besonderes. Er findet nur am dritten Adventswochenende statt. Außerdem präsentieren sich hier ausschließlich Vereine, Schulen, Privatleute und kleine Händler.”

Verzückt betrachtete Frauke die einfachen Waren aus Ton oder Holz, Selbstgestricktes und -eingemachtes. Zum ersten Mal im Leben aß sie Schupfnudeln mit Sauerkraut. Es schmeckte ihr.

Leopold wollte Frauke seinen Eltern vorstellen. Und so hatten sie sich auf den weiten Weg von Berlin nach Tübingen gemacht. Leopold nahm die Gelegenheit wahr, Frauke seine Heimatstadt Tübingen zu zeigen. Stolz präsentierte er die verwinkelten Gassen und die mittelalterlichen Häuser. Frauke fühlte sich sofort wohl und geborgen. Die Stadt kam ihr vor wie eine Puppenstube."

 


Desintegration, in: BIM e. V. (Hrsg.): GrenzenLos - Vielfalt leben, Ausgewählte Erzählungen und Kurzgeschichten, Literaturwettbewerb zur 10. Bonner Buchmesse Integration, Free Pen Verlag, 2015, www.freepenverlag.eu

 

Inhalt: Ein perfekt integrierter türkischer Migrant gerät in eine Lebenskrise, als seine Tochter plötzlich Kopftuch trägt und eine stolze Muslima und Türkin sein will.

 

Anfang: "Er schaut die Tochter an. Seit ein paar Wochen trägt sie Kopftuch und unförmige Kleidung. Das Kopftuch verhüllt all ihre Haare, liegt eng ums Gesicht gewunden, das dadurch – wie er findet – nur umso nackter wirkt.

Er streitet mit ihr darum. Will, dass sie aufhört mit dem Unsinn. Er argumentiert, mahnt zur Vernunft. „Das ist nicht die Türkei“, sagt er.

„Was ist denn die Türkei?“ Sie ist aufgebracht. „Das ist die wahre Türkei, die stolze Türkei. Und du – du bist ein Verräter.“

Er verstummt, vor diesem Vorwurf erschrocken.

Hilflos verbietet er das Kopftuch."


Gute Nachbarschaft, in: Bettina Hellwig (Hrsg.): Schwabens Schwarze Seele, 25 Krimis, 28 Rezepte, Wellhöfer Verlag, Mannheim, 2015, www.wellhoefer-verlag.de

 

Inhalt: Die ältere Dame Margarete Nessel lebt allein mit ihrem Kater in der Tübinger Südstadt. Sie legt Wert auf gute Nachbarschaft. Besonders ins Herz geschlossen hat sie das junge Ehepaar Kapf. Doch die Kapfs haben ein Geheimnis - ein Geheimnis, das tödlich endet.

 

Anfang: "Margarete Nessel schaute auf die Küchenuhr. Es war sieben Minuten nach neun Uhr.

„Na, Peterle, hast du Durst?“ Margarete füllte sorgfältig eine Schüssel mit frischem Wasser und stellte sie vor ihren Kater. Sie hatte richtig gelegen. Ihr Liebling trank zügig.

Natürlich wusste sie, dass die meisten Katzenbesitzer in der Tübinger Südstadt ihre Katzen frei laufen ließen, aber sie fürchtete die B28, die wenige Häuserblocks von hier entfernt vorbeiführte. Wenn die Katzen ihr Revier erweitern wollten, versuchten sie, die Schnellstraße zu überqueren. Und das endete oft mit ihrem Tod. So behielt sie Peterle lieber in der Wohnung."

 

 


 

Herr und Sklave, in: Faszination alter Reiche, net-Verlag, Tangerhütte, 2014, www.net-verlag.de

 

Inhalt: Lucius besucht eine römische Latrine in der germanischen Provinz. Dort belauscht er ein Mordkomplott. Können er und sein Sklave Primus den Anschlag verhindern?

 

Anfang: „Lucius stand vor der öffentlichen Latrine, die in ihrer Ingenieurskunst und Pracht ein Sendbote römischer Zivilisation in die germanische Provinzstadt war. Er wandte sich zu seinem Sklaven um. „Du wartest hier, Primus.“

Noch immer regte sich ein kribbliges Gefühl in Lucius' Magen, wenn er seinem Sklaven etwas befahl. Primus nannte er ihn, weil er sein erster Sklave war, sogar der erste in seiner ganzen Familie, und es sollten ihm noch viele folgen, wenn es nach Lucius ging.“

 


 

Verguckt, in: Planet Kassel. Literarische Annäherungen, Verlag Wortwechsel, Kaufungen, 2012, Anthologie des Nordhessischen Autorenpreises 2012

 

Inhalt: Der Rentner Heinz Abele fährt allein nach Kassel. Dort begegnet er der attraktiven Martina Meysch. Die beiden verbringen einen schönen Tag zusammen. Doch was hat Martina am nächsten Tag auf einer bunten Demonstration zu suchen?

 

Anfang: „Heinz Abele ärgerte sich noch, als sein Zug in den Bahnhof Wilhelmshöhe in Kassel einfuhr. Seit er im Ruhestand war, hatte er ein neues Hobby: Preisausschreiben. Mit Hingabe bastelte er aufwändige Karten, auf denen er in großer Schrift das Lösungswort vermerkte. Nun hatte er das erste Mal etwas gewonnen: zwei Übernachtungen für zwei Personen in Kassel. Aber dann hatte er mit seiner Frau unablässig gestritten, über alles, worüber man streiten kann, wenn man verreisen will. Schließlich weigerte sich seine Frau mitzufahren. Und so fuhr Heinz allein – und ärgerte sich über die Verschwendung.

Als er am Bahnhof ausstieg, atmete er tief ein. Er roch die Luft einer fremden Stadt. Sofort ging es ihm besser, denn die Luft roch nach Currywurst und Pommes frites. Und Heinz begann zu ahnen, dass er auch ein paar Tage Freiheit roch.“

 


Diese Anthologie erschien im Engelsdorfer Verlag, ISBN 978-3-86268-584-4, www.engelsdorfer-verlag.de

 

Der erste Arbeitstag, in: Gabriele Bensberg (Hrsg.): Von weißen und schwarzen Schafen, Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2011

 

Inhalt: Einem arbeitslosen Schlosser droht Hartz IV. Das will er verhindern. Er beschließt, Dieb zu werden. Sorgfältig bereitet er sich vor. Doch der erste Diebeszug gestaltet sich völlig anders als geplant.

 

Anfang: „Ich bin ein einfacher Mann. Immer bin ich ehrlich gewesen.

Ich habe als Schlosser gearbeitet, und das 35 Jahre lang. Dann machte unser Betrieb pleite. Ich wurde arbeitslos. Also schrieb ich Bewerbungen, hängte mich ans Telefon, sprach bei anderen Betrieben vor. Aber ich war schon über 50. Ich bekam überall Absagen.

Ich lebte vom Arbeitslosengeld. Das ging so einigermaßen. Doch dann drohte Hartz IV. Dieser Gedanke quälte mich. Dann die Idee: Ich muss den Beruf wechseln!

Auswahl hatte ich freilich keine, ebenso wenig wie Aussicht auf eine Umschulung - in meinem Alter. Also musste ich improvisieren. Und wenn schon Ausgrenzung, dann wollte ich sie selber in der Hand haben. Ich beschloss, Dieb zu werden.

Ich hatte keine romantischen Vorstellungen vom Dasein als Dieb. Darum bereitete ich mich gewissenhaft vor. So holte ich mir Fachliteratur über Kriminalität aus der Bibliothek und entwarf mein Berufsethos. Aus der Literatur erfuhr ich, dass die Betroffenen, die 'Opfer', an Albträumen und Angstzuständen leiden konnten, wenn jemand ungebeten in ihre Privatsphäre eindrang und sie bestahl. Das wollte ich nicht. Ich würde äußerste Rücksicht walten lassen, nichts durchwühlen und unordentlich zurücklassen. Meine Ziele waren ohnehin bescheiden, denn ich brauchte nicht viel. Es ging mir nur um Lebensmittel und Haushaltsgeld. Die befanden sich meist in der Küche, das Geld höchstens im Wohnzimmer. Weiter würde ich in die Wohnungen nicht vordringen und so die Beeinträchtigung der Bewohner in Grenzen halten, mich in der Peripherie der Wohnungen bewegen.“